60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei

Baden-Württemberg: In der Landeshauptstadt Stuttgart leben heute die meisten türkischen Staatsbürger

Das Statistische Landesamt stellt zahlreiche Länderinformationen zur Verfügung: Hier ausgewählte Fakten zu Einwanderung, Leben- und Arbeiten, schulischer Bildung und Familien von Personen mit türkischer Staatsangehörigkeit. Vor 60 Jahren (30. Oktober 1961) hat Deutschland ein Anwerbeabkommen zur Entsendung von Arbeitskräften mit der Türkei geschlossen.

Wie viele Menschen im Land?
In Baden-Württemberg mit rund 11,1 Millionen Menschen lebten am Ende des vergangenen Jahres 251 400 Personen mit einer türkischen Staatsangehörigkeit, davon waren 130.400 Männer und 121.000 Frauen. Diese waren durchschnittlich 46 Jahre alt, das Durchschnittsalter aller Einwohnerinnen und Einwohner im Südwesten beträgt dagegen knapp 44 Jahre.


Wie hoch ist die Zahl der Einbürgerungen?
Seit 2000 haben mehr als 111.000 Türkinnen und Türken die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Vor allem diese Einbürgerungen haben dazu geführt, dass die Zahl der türkischen Staatsangehörigen in Baden-Württemberg gesunken ist. 1997 lebten im Südwesten 358 800 Türkinnen und Türken und damit so viele wie noch nie seit Bestehen des Landes.

Wer lebt wo?
Innerhalb des Landes verteilen sich die türkischen Staatsangehörigen sehr unterschiedlich auf die einzelnen Teilräume. Wie bei der ausländischen Bevölkerung insgesamt ist diesbezüglich ein ausgeprägtes »Stadt-Land-Gefälle« feststellbar, da sie überdurchschnittlich oft in der Nähe der Arbeitsplatzzentren und damit in den größeren Städten leben. Die meisten Türkinnen und Türken haben in der Landeshauptstadt Stuttgart ihren Wohnsitz, gefolgt von den Landkreisen Ludwigsburg und Esslingen sowie dem Stadtkreis Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis.

Wer heiratet wen?
Bei Eheschließungen zwischen deutschen Frauen und ausländischen Männern waren diejenigen mit türkischen Männern im Jahr 2020 am häufigsten (743). Ebenso kamen bei Ehen zwischen ausländischen Frauen und deutschen Männern solche mit türkischen Frauen am häufigsten vor (456). Insgesamt gab es 2020 rund 50.500 Eheschließungen in Baden-Württemberg. Vor Corona im Jahr 2019 waren es rund 54 600.

Wo wird gearbeitet?
Von den insgesamt 251 400 türkischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern sind rund 107 000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, davon 72 000 Männer und 35 000 Frauen. Fast die Hälfte dieser Beschäftigten arbeitet im Produzierenden Gewerbe.

Wie hoch ist die Geburtenrate?
Türkische Frauen in Baden-Württemberg brachten im Jahr 2020 im Schnitt 1,86 Kinder zur Welt. Die Geburtenrate entsprach damit ziemlich genau derjenigen der gesamten ausländischen Bevölkerung (1,89). Zum Vergleich: Deutsche Frauen brachten im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,48 Kinder zur Welt.

Es ziehen wieder mehr türkische Staatsangehörige ins Land
Zeitweise war der Wanderungssaldo Baden-Württembergs mit der Türkei negativ, das heißt es wanderten mehr Türkinnen und Türken zurück in die Türkei als nach Baden-Württemberg gekommen sind. Seit dem Jahr 2015 war der Wanderungsgewinn allerdings wieder durchgehend positiv. So sind im vergangenen Jahr per Saldo immerhin mehr als 1 000 türkische Staatsangehörige in den Südwesten zugezogen.

In Schulen und Kitas
Unter den weiterführenden Schularten waren die meisten türkischen Schüler (1 867) an Realschulen zu finden, 726 wurden an einer Haupt- oder Werkrealschule unterrichtet und 1 143 an einem Gymnasium. Weitere 8 213 wurden im Schuljahr 2020/21 an einer beruflichen Schule in Baden-Württemberg unterrichtet. Die insgesamt rund 16 500 türkischen Schülerinnen und Schüler waren damit die drittgrößte Gruppe unter den ausländischen Schülerinnen und Schülern an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land.

An den Hochschulen
Im Wintersemester 2020/21 waren 4 885 Studierende mit türkischer Staatsangehörigkeit an baden-württembergischen Hochschulen eingeschrieben. Das ist die zweitgrößte Anzahl von ausländischen Studierenden in Baden-Württemberg nach den Chinesen mit 5 760 Studierenden. Knapp die Hälfte der türkischen Studierenden war weiblich (2 439). 78 % (3 809) der türkischen Studierenden haben Ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben. Gut 45 % (2 191) von ihnen belegte ein Fach in der Fächergruppe der Ingenieurwissenschaften

Existenzgründungen: Handel, Baugewerbe und Gastgewerbe bevorzugt
Von den 78 987 Personen, die im Jahr 2020 einen Gewerbebetrieb alleine oder gemeinsam mit anderen gründeten, waren 2 868 türkische Staatsangehörige. Mit einem Anteil von 18 % an allen ausländischen Gründerpersonen (insgesamt 15 817) stellten sie die größte Gruppe vor den Rumänen (12 %). Türken gründeten mit rund 31 % am häufigsten im Wirtschaftsbereich »Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen«. Auch bei den Deutschen war dies die beliebteste Branche (27 %). Gründungen im Baugewerbe und Gastgewerbe (jeweils 12 %) waren bei den Türken auch gefragt.

Die Außenhandelsbeziehungen
Die baden-württembergischen Ausfuhren in die Türkei übertrafen 2020 mit 2,8 Mrd. Euro die Einfuhren aus der Türkei von 2,5 Mrd. Euro. So dominierten bei den Ausfuhren in die Türkei mit einem Wertanteil von zusammen 62,7 % im Jahr 2020 Kraftwagen (einschließlich Teilen) und Maschinen deutlich. Bemerkenswert ist jedoch, dass Kraftwagen und Maschinen mit einem Anteil von 42,7 % inzwischen auch bei den Importen aus der Türkei eine bedeutsame Rolle spielen.

Istanbul – Mehr Menschen als im Südwesten
Istanbul mit 15,5 Millionen Einwohnern gehört zu den größten Städten der Welt. Damit leben nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Istanbul mehr Menschen als in ganz Baden-Württemberg mit 11,1 Mill.

Weiterlesen und Schaubilder...

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Pressemitteilung 301/2021

 

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