Entscheidungsträger beraten in Stuttgart, wie die Situation von armutsgefährdeten Familien verbessert werden kann

Entscheidungsträger aus allen 44 Land- und Stadtkreisen in Baden-Württemberg sind der Einladung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums sowie des Landkreistages und Städtetages nach Stuttgart gefolgt. Sie hatten in diesem Jahr das SGB II-Fachforum unter das Motto „Familien im Blick“ gestellt.
 
Valerie Holsboer, Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, war eigens aus Nürnberg angereist, um mit den Teilnehmern darüber ins Gespräch zu kommen, wie die Familien konkret unterstützt werden können. „Kinder brauchen Vorbilder. Wenn es uns gelingt, den Eltern eine Jobperspektive und damit auch mehr Zuversicht zu geben, wirkt sich dies auch positiv auf die Kinder und ihre Teilhabechancen aus“, so das BA- Vorstandsmitglied.
 
Die 85.300 Familien, die landesweit Grundsicherungsleistungen für Arbeitsuchende (SGB II) erhalten, werden in den 44 Jobcentern betreut und brauchen eine ganzheitliche, abgestimmte Unterstützung. Die Problemlagen sind vielschichtig und beziehen sich oftmals nicht nur auf die Aufnahme einer Beschäftigung. „Leider partizipieren Familien mit Kindern noch nicht ausreichend von der guten Lage am Arbeitsmarkt. Mit diesem Forum wollen wir Impulse setzen, wie wir gemeinsam ganz konkret vor Ort die Situation der Eltern und Kinder verbessern können“, betont Christian Rauch, Chef der Regionaldirektion Baden-Württemberg.
 
Wie die Maßnahmen vor Ort aussehen könnten, wie den Familien und ihren Kindern nachhaltig geholfen werden kann, wie von den unterschiedlichen Sozialsystemen – Kinder- und Jugendhilfe, Arbeitsförderung und Grundsicherung für Arbeitsuchende – eng verzahnte, gut koordinierte Hilfeleistungen angeboten werden kann, darüber diskutierten die Entscheidungsträger aus dem ganzen Land in Workshops. Die Impulse dafür gaben der ehemalige Generalsekretär des Caritasverbandes, Prof. Dr. Cremer, und die Vertreter der Arbeitsmarktakteure im Land, die im Rahmen einer Interviewrunde ihren Blick vorstellten.  
 
Michael Kleiner, Ministerialdirektor im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sagte, man wolle die Familien in Baden-Württemberg tatkräftig durch bestmögliche Hilfe unterstützen um Wege aus der Bedürftigkeit zu finden. „Dafür müssen wir Familien als Ganzes in den Blick nehmen und unsere Unterstützungsangebote so ausgestalten und miteinander verzahnen, dass sie ankommen und wirken. Hierbei haben wir mit unserem Landesarbeitsmarktprogramm schon einen neuen Weg eingeschlagen und wollen auch zukünftig Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe gemeinsam anpacken“.
 
Auch die Vertreter der kommunalen Spitzenverbände betonten die Notwendigkeit, gemeinsam die Familien zu unterstützen. Für die Landkreise sei es beispielsweise von entscheidender Bedeutung, dass die betroffenen Familien vor Ort wirksame Hilfestellung bekämen, so Dr. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Baden-Württemberg. „Kernziele müssen dabei die rasche, dauerhafte Arbeitsmarktintegration der Eltern, sowie fördernde Bildungs- und Betreuungsangebote für die Kinder sein. Hierfür bedarf es einer wirksamen Vernetzung aller Akteure.“
 
Auch aus Sicht des Städtetags hängt die Lebenssituation von Familien mit Kindern entscheidend von den Rahmenbedingungen ab, die die Menschen im Alltag - vor Ort in den Städten und Gemeinden – vorfinden, sagte Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg. „Daher sehen wir in der umfassenden, inklusiven Quartiersentwicklung einen wesentlichen Schlüssel zur Verbesserung der Situation armutsgefährdeter Familien. Die Vernetzung, die wir seit 13 Jahren auf Landesebene erfolgreich pflegen, setzt sich in den Kommunen fort“. So bewirke man gemeinsam spürbare Veränderungen für die Bürgerinnen und Bürger, so die Kommunalpolitikerin abschließend.
 
 Hintergrund: In Baden-Württemberg beziehen 85.300 Familien Grundsicherungsleistungen für Arbeitsuchende (SGB II). Das sind 35 Prozent aller Haushalte, die auf diese Unterstützung angewiesen sind. Der Anteil der Alleinerziehenden (45.900 Familien) ist mit 54 Prozent höher als der der Familien mit beiden Elternteilen (39.390 Familien).
 
In diesen Familien leben 162.555 Kinder unter 18 Jahren, davon knapp 20 Prozent mit einem Alter von unter drei Jahren. In 54 Prozent dieser Familien leben zwei und mehr Kinder.
 
 
Quelle: Pressemitteilung 18/2018 der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Baden-Württemberg


 


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